Rezension: Colin McFadyen - Das Böse in uns

Auf einem Flug freundet sich Lisa mit ihrem Sitznachbarn an. Der Mann lädt sie zu einem Drink ein. Nach ein paar Schluck wird Lisa schwindelig. Da lehnt sich der Mann zu ihr hinüber und flüstert: »Ich werde dich töten, Lisa.« Nach der Landung findet die Besatzung Lisas Leiche; vom Täter fehlt jede Spur. Die FBI-Agentin Smoky Barrett hat nur einen Hinweis: Ein silbernes Kreuz mit einem Totenkopf und der Zahl 143 im Körper der Toten. Was bedeutet das Zeichen? Ein Rätsel, bis im Internet brutale Videos von Morden auftauchen,
Der Killer hat bereits öfters zugeschlagen. Und die Filme verraten noch etwas anderes: Jedes der Opfer hatte ein Geheimnis, das seine Seele schwarz färbte. Mit seinen Taten will der Mörder die Seelen erlösen. Und eine Seele bedeutet ihm viel: die von Smoky Barrett. Denn auch Smoky hat ein Geheimnis, das sie in den Wahnsinn treiben wird …
---
Wer auf GZSZ steht wird die Barrett-Reihe lieben, denn es ist einfach eine Soap wenn man es genauer betrachtet. Was mir aber wiedermal sehr gefällt, ist die Spannung die einem dargeboten wird. Dennoch darf nicht verleugnet werden, dass der Autor abermals alle Geschichten rund um die Agentin breit, und zwar richtig breit tritt. Im Fußball spricht man von „in die Breite spielen“ wenn der angreifenden Mannschaft nichts anderes einfällt als den Ball immer hin und her zu spielen. Genauso ist es in dem Buch.
McFadyen tritt die alten Stories rund um Smoky dermaßen breit – und das schlimmste ist: Wortwörtlich! Kein Scherz, es kommt einem so vor, als hätte der „Todeskünstler“-Autor nur einen begrenzten Wortschatz und keinerlei Fantasie. Man kann die Geschichten ja andeuten, aber in JEDEM Roman das GANZE Schicksal von Barrett wieder von vorne bis hinten wortwörtlich erzählen und jedes Mal von neuem zu erklären, warum Alans Notizblock „Ned“ heißt nervt einfach nur. Nimmt man diese Schicksals-Storys und Erklärungen, die man ohnehin schon kennt, weg, bleiben vielleicht 300 Seiten von knapp 450 übrig.
Was auch nervt ist die Person „Callie“. Anfangs war diese erfrischende Art von ihr noch neu und belustigend, aber wenn sie quer durch das Kommissariat zu Smoky schreit „Wenn du mich einen Quicke mit meinem Zukünftigen machen lässt, gerne“ ¬– Hallo? Derb ist okay, und ich hab auch nichts gegen detailliertere Sex-Szenen, aber bitte, zu viel ist einfach zu viel! Hier geht’s um Mord und in keinem Ermittlungsteam auf dieser Welt schreit ein Mitglied „Ficken“ quer durch den Saal.
Erst gegen Ende kehrt McFadyen wieder zu seinen Wurzeln zurück und spielt das aus, was er wirklich gut kann: Grässlichkeiten detailliert beschreiben. Ist sicher nicht jedermanns Sache, aber eben genau deswegen habe ich sein erstes Werk gern gelesen. Schade, dass der Rest des Buches eher Durchschnittlich ist – da hätte man eindeutig mehr rausholen können.
Alles in allem ein weiterer Aufguss des wirklich genialen Debüt von McFadyen. Kaufempfehlung? Nada
Das Böse in uns bestellen
Buchblock.com - 27. Dez, 16:59